Ein Onlineshop spart Geld, weil er keine Mitarbeiter und Verkaufsfläche hat?
Von wegen!
Warum ein Onlineshop richtig viel Geld kostet
In den Köpfen vieler Menschen sitzt der Gedanke fest, dass Produkte online günstiger sein müssen, weil ein Onlineshop weniger Geld kostet als eine stationäre Verkaufsfläche in der Innenstadt. Und diese Einstellung nagt am Selbstbewusstsein vieler Einzelhändler.
Mit diesem Artikel möchte ich die Magie der Onlineshops etwas entzaubern. Denn der Verkauf über eine Plattform ohne stationäre Verkaufsfläche und ohne persönliche Beratung muss nicht zwingend billiger sein.
Miete und Personal kosten Geld. Aber ein Onlineshop muss ebenfalls in vielen Bereichen empfindlich viel bezahlen. Lassen Sie sich überraschen, welche Kosten für große Shops anfallen, an die Sie bestimmt noch nicht gedacht haben:
Inhalt - Das lesen Sie in diesem Artikel
Online gibt es keine Laufkundschaft
In den Fußgängerzonen bekommen Sie Ihre Kunden auf dem Tablett serviert. Diese laufen einfach an Ihrem Laden vorbei und Sie brauchen lediglich ein schickes Schaufenster, um die Aufmerksamkeit auf Ihr Geschäft zu ziehen.
Online ist die Wahrscheinlichkeit, dass sich ein potentieller Kunde mal zufällig auf eine Seite verirrt gleich Null.
Deshalb muss ein Onlineshop sich anstrengen und dabei auch viel Zeit und Geld investieren, um seine Kunden auf sich aufmerksam zu machen.
Teuer, zeitaufwändig und extrem wichtig: Die Suchmaschinenpositionierung
In hart umkämpften Branchen ist es mittlerweile richtig schwer in den Suchmaschinen nach vorne zu kommen und Online-Werbung zu schalten.
Ein konkretes Beispiel gefällig? Gerne:
Für den Suchbegriff „Boss Mantel“ erhalten wir auf Google ca. 10.000.000 Ergebnisse (Stand 30.09.2017) . Bei dieser Konkurrenz ist es garantiert nicht einfach auf Seite 1 zu landen. Nach einer Auswertung der Sistrix GmbH, einer der führenden Anbieter für SEO-Tools, klickten 99,1% aller User nur auf die Suchergebnisse der ersten Trefferseite. Mit anderen Worten: Wer nicht auf Seite 1 der Suchergebnisse landet hat verloren.
Und für viele Suchbegriffe kostet es mittlerweile richtig viel Zeit und Geld, um im Club der ersten 10 Suchtreffer dabei zu sein!
Selbst viele Keywordkombinationen sind mittlerweile hart umkämpft.
Mit der Hilfe von Tools wie Market Samurai sind Profis in der Lage in kurzer Zeit lukrative Keywordkombinationen zu finden, die häufig gesucht und gleichzeitig noch nicht so hart umkämpft werden. Durch dieses systematisch Abgrasen der Keywords bleiben wenige Begriffkombinationen übrig, die sich ohne viel Aufwand suchmaschinentechnisch optimieren lassen. Das macht es den Onlineshops selbst in Nischengeschäften immer schwieriger, in den Suchmaschinen optimal gelistet zu werden.
Für eine gute Suchmaschinenoptimierung geben viele Onlineshops höhere vier- bis fünfstellige Beträge im Monat aus.
Die Suchmaschinen lassen sich nur schwer überlisten und passen Ihren Algorithmus regelmäßig den Tricks der Programmierer an. Damit ist die Suchmaschinenoptimierung zu einem hochkomplexen Gebiet geworden, das einem ständigen Wandel utnerliegt.
Machen Sie sich selbst ein Bild über das Feingefühl, dass bei der Suchmaschinenoptimierung gefragt ist: Sebastian von www.bonek.de hat sich die Mühe gemacht, einen sehr aufschlussreichen Artikel über die optimale Backlinkstrategie zu schreiben. Google wertet unter anderem die Anzahl und der Qualität von Links, die auf Ihre Seite gehen aus. Je Besser Ihre Backlinks, desto weiter rutschen Sie nach vorne. Lesen Sie hier, welchen Aufwand Profis betreiben, um an geeignete Backlinks zu kommen. Bedenken Sie: die Backlinks sind ein Aspekt der Suchmaschinenoptimierung. Aber Sie zeigen eindrucksvoll, wie kompliziert und aufwändig Suchmaschinenoptimierung in der Praxis ist.
Auf Platz 1 dank bezahlter Anzeigen? Google Adwords lässt sich das ordentlich bezahlen:
Dank dem Google Keywordplanner können wir neben dem Suchvolumen auch die Konkurrenz und voraussichtlichen Gebotspreise für die Google Adwords Anzeigen ermitteln. Für einen Klick auf die Anzeige rechts in den Suchtreffern zahlen Onlineshops für Begriffe wie „Boss Mantel“ beispielsweise rund einen Euro je Klick.
Das Geld für diese Werbeaktionen und für muss über den Preis der Produkte erst mal wieder zurückkommen.
Im Vergleich dazu ist regionales Marketing richtig günstig, oder?‘
… eigentlich so günstig, dass man dafür gerne ein paar Mitarbeiter einstellen kann.
Knallhart kalkulierte Partnerprogramme
Die meisten großen Onlineshops sind auf Partnerprogrammen wie Affilinet oder Zanox zu finden.
Wenn ein Blogger beispielsweise mit seinem Blog Geld verdienen möchte, kann er über diese Portale Partner finden, deren Produkte er bewirbt.
Klickt ein User über diesen Blog auf eine der Anzeigen, wird ein Cookie gesetzt.
Der Blogger verdient dann bei jedem Kauf dieses Users innerhalb der vertraglichen Cookielaufzeit mit.
Viele große Onlineshops bieten eine Provision von bis zu 15 % bei einer Cookielaufzeit von 30 Tagen.
Das mindert die Gewinnmarge des Onlinehändlers deutlich und muss bei der Preiskalkulation berücksichtigt werden.
Einbrüche funktionieren auch virtuell
Kaum stellt man eine Seite online, die auf eines der gängigen Content Management Systeme setzt, findet man in den Zugriffsstatistiken seltsame Zugriffe aus diversen Ländern, die darauf abzielen die Seite zu hacken. Der primäre Schaden entsteht durch den Funktionsausfall, weil der Online-Shop schlicht und ergreifend nicht erreichbar ist. Zusätzlich kommen auch rechtliche Aspekte hinzu – denn der Shopbetreiber verpflichtete sich zum Schutz der Kundendaten. Wird ihm nachgewiesen, dass er fahrlässig gehandelt hat, und ein Hacker zu einfach an die Daten kam, kann er rechtlich zur Verantwortung gezogen werden.
Deshalb muss ein Online-Shop-Betreiber ausreichend Sicherheitsmechanismen gegen den Hackermissbrauch installieren. Das ist oft teurer als eine Alarmanlage eines realen Geschäftes.
Teure Abmahnungen vermiesen das Geschäft
Die Konkurrenz ist groß.
Der Neid auch.
Deshalb schauen sich Online-Shop-Betreiber im Netz Ihre Konkurrenten sehr genau an.
Und zwar meistens gemeinsam mit einem Rechtsanwalt ihres Vertrauens.
Das Onlinerecht ist komplex und unterliegt einem ständigen Wandel. Daher ergeben sich immer wieder kleine Lücken, in die man eine Abmahnung schießen kann.
Viele Shopsysteme, die gerade von kleinen Shops eingesetzt werden, decken nicht die deutsche Rechtsprechung ab. So trat beispielsweise 2012 die Buttonlösung in Kraft, die in ihrer Grundidee durch eine klar geregelte Beschriftung der Buttons den Käufer vor Abofallen und unerwünschten Käufen schützen sollte.
In der Praxis entstand daraus ein Paradies für Abmahnanwälte. Viele Onlineshops, die ihren „Kaufen“-Button falsch benannten, mussten dies teuer bezahlen.
Einen Onlineshop dauerhaft rechtssicher zu gestalten ist kostet Geld. Und das nicht einmalig, sondern regelmäßig.
Nun wissen wir, dass auch Onlineshops Geld für den Live-Betrieb brauchen. Dennoch finden viele Kunden einzelne Produkte günstiger im Netz…
Warum manche Produkte so extrem günstig angeboten werden und welche Mache dahintersteckt lesen Sie hier.